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Unter Körperhaarentfernung (auch Körperenthaarung) werden alle Methoden mit dem Ziel verstanden, die Körperbehaarung in Teilen oder bei der Ganzkörperhaarentfernung auch vollständig zu entfernen.
Es wird zwischen folgenden Methoden der Haarentfernung unterschieden:

Depilation, mittels Rasur, Enthaarungscreme oder Abflämmen
Epilation, etwa durch Halawa (Sugaring), Warmwachs, Kaltwachsstreifen, Epilierer, Pinzette oder dauerhaft durch Elektro- oder Laserepilation

Inhaltsverzeichnis

1 Motive
2 Geschichte
3 Arten der Körperhaarentfernung

3.1 Armhaarentfernung
3.2 Beinhaarentfernung
3.3 Schamhaarentfernung
3.4 Ganzkörperhaarentfernung

4 Kritik
5 Irrtümer

5.1 Einfluss auf das Haarwachstum
5.2 Einfluss auf die Hygiene

6 Quellen

Motive

Martin Luther als Mönch
Fallschirmjäger mit Irokesenschnitt 1944

Neben hygienischen und religiösen Aspekten spielt die Ästhetik eine wesentliche Rolle.

Im Unterschied zu anderen Primaten kommt beim Homo sapiens der Körperbehaarung (siehe dort für weitere Informationen zur Funktion), mit Ausnahme auf dem Kopf und bedarfsweise des Friktionsschutzes in Hautfalten, quasi keine essentielle Funktion mehr zu. Die komplette oder teilweise Körperhaarentfernung hat jedoch eine wichtige kulturelle Rolle.

Die (teilweise) Rasur wird als Initiationsritus wie ebenso als Zeichen des Esprit de corps und der Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen, vom Militär bis zum Klerus verwendet. Seit dem 6. Jahrhundert bis 1973 war die Tonsur das äußerliche Zeichen der Priesterschaft und des Zölibatsversprechens von christlichen Klerikern.[1] Sie spielt in anderen Religionen, so etwa im Buddhismus, Islam und Hinduismus nach wie vor eine Rolle. In vielen Ländern und Kulturkreisen, zum Beispiel im Islam, erfolgt die Entfernung der Körperhaare bei Frauen wie Männern aus religiösen Gründen oder wird, wie schon in der Antike, als Hygienemaßnahme[2] verstanden. So erfüllt die Rasur teils auch religiöse Reinheitsvorgaben.[3]

Insbesondere in westlichen Ländern spielen vorrangig ästhetische oder funktionale Gründe für die Entscheidung der Körperhaarentfernung eine Rolle. Die Entfernung von Körperhaaren und die entstehende glatte, haarlose Haut wird hier auch von manchen als erotisch angesehen. Insbesondere bei Frauen gilt eine weitreichende Haarentfernung zunehmend als zwingendes Schönheitsideal. Die Ganzkörperhaarentfernung wurde dabei zunehmend populär und stellt inzwischen vielerorts ein Schönheitsideal dar.[4] Viele Frauen geben an, sich ohne Schambehaarung femininer und attraktiver zu fühlen.[5]

Dabei wendeten sich auch ursprünglich mit ihrer erheblichen Körperbehaarung bekannte Männer wie Burt Reynolds oder David Hasselhoff einem haarlosen Stil zu, der früher eher mit der Schwulenszene assoziiert wurde.[6]

Manche Sportler, zum Beispiel Radfahrer oder Schwimmer, entfernen ihre Körperhaare, um den Luft- oder Wasserwiderstand zu verringern. Insbesondere von Radsportlern wird auch als Grund angegeben, dass rasierte Haut nach Stürzen (Schürfwunden) leichter behandelt und massiert werden kann sowie ein Einwachsen von Haaren in die Wunde vermieden wird. Allerdings ist unklar, inwieweit im Einzelfall diese Argumente zählen oder es sich lediglich um eine ästhetische Entscheidung handelt. Die Muskulatur wird nach der Haarentfernung deutlicher sichtbar und es herrscht in Radfahrercliquen oft ein erheblicher sozialer Druck zur Haarentfernung.

Geschichte

Frühe Rasierer bestanden aus geschliffenem Feuerstein, Steinmessern, Muschelschalen und Haifischzähnen. Archäologische Funde von Rasierschabern aus Stein sind bereits aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Harte Gesteine wie Flint oder Obsidian erlaubten es, wesentlich schärfere Klingen zu fertigen als die damals verfügbaren weichen Metalle. Auch Bronzeschaber sind gefunden worden. In Südamerika bevorzugten es die Ureinwohner dagegen, die Haare statt des Rasierens auszuzupfen.

Im alten Ägypten entfernten sich die Frauen aus ästhetischen Gründen die Schamhaare. Haare auf dem Venushügel hatten sie nicht, da dies einen stark erotischen Reiz auf die Männer ausübte. Ein Arzt namens Johannes Furia soll, nach mittelalterlicher Überlieferung, ein Enthaarungsmittel für Kleopatra ersonnen haben.[7][8] Die Ägypter benutzten im 4. Jahrhundert Kupfer- oder Goldmesser.
Auf griechischen Vasenmalereien wurden Menschen meist nackt und abgesehen vom Haupthaar haarlos dargestellt. Körperbehaarung, Schamhaar und Bärte galten bei den alten Griechen, zumindest in bestimmten Epochen, als barbarisch.[9] Bei den Römern gehörte die Rasur mit Bimsstein ebenfalls zur Zivilisation.

Auch Asiaten und Indianer, von der Natur sowieso nur mit einer geringen Genitalbehaarung bedacht, entfernten noch die letzten spärlichen Reste, weil es ihrem Schönheitsempfinden entsprach. Mit der Ausbreitung des Islam im Mittelalter wurde auch die Intimrasur in weiten Teilen Nordafrikas, des Mittleren Ostens und sogar Südeuropa eingeführt. In den Serails moslemischer Herrscher gab es extra ausgebildete Eunuchen, die den Konkubinen täglich den Körper, und vor allem den Schambereich rasierten.

In den USA wurde die Entfernung der Körperbehaarung bei Frauen insbesondere zwischen 1915 und 1945 als Zeichen ihrer Femininität populär. Sie verbreitete sich nach 1945 auch in Richtung Europa.[10] Parallel kam auch das Euterbrennen, die regelmäßige Entfernung der Euterhaare bei Milchkühen vor der Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA auf und verbreitete sich von dort aus nach 1945 nach Mitteleuropa.[11]

Arten der Körperhaarentfernung

Armhaarentfernung

Die Armhaarentfernung bezeichnet die Entfernung aller Haare von den Armen, vor allem von den stärker behaarten Unterarme. Die Haare können mittels Epilation oder Armrasur entfernt werden.[12] Eine Armrasur bei Frauen gilt häufig als sehr ästhetisch.[13][14] Auch religiöse Motive können existieren.[14] So gehörte bereits im Alten Ägypten und Griechenland sowie den islamischen Ländern die Armenthaarung zum Hygiene- und Ästhetikverständnis dazu.

Beinhaarentfernung

Beinrasur auf der Barber Convention 2018 in der Classic Remise Düsseldorf

In der modernen Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts hat es sich angelehnt an historische Vorgänger (siehe Geschichte) zu einem nahezu allgemein gültigen, verpflichtenden Teil der Körperpflege entwickelt, dass Frauen sich die Beine depilieren (meist im Rahmen einer Beinrasur) oder sogar epilieren. Bei Männern wird diese Art der Haarentfernung nur in Ausnahmefällen (unter speziellen Sportlern oder bei Verletzungen) als erstrebenswert erachtet.

Schamhaarentfernung

→ Hauptartikel: Schamhaarentfernung

Bei der Schamhaarentfernung handelt es sich um die weit verbreitete Entfernung der Haare in der Bikinizone, also der Zone, die von einer Bikinihose nicht bedeckt wird. Da Größe und Form von Bikinihosen jedoch stark variieren, ist der Bereich nicht eindeutig definiert. Im Wesentlichen umfasst er die untere Bauchwand oberhalb der Schambeinfuge und Teile der Leisten beziehungsweise Teile der Oberschenkel.
Meist wird aber der gesamte Genitalbereich enthaart. Dazu gehören

bei der Frau:
die großen (äußeren) Schamlippen
der Venushügel
bei Männern:
der Penisschaft
der Hodensack
der Bereich oberhalb der Symphyse

Das Perineum sowie der Bereich des Anus gehören auch zum Genitalbereich. Sie sind bei Männern in der Regel behaart, bei Frauen ist diese Behaarung unterschiedlich ausgeprägt.

Ganzkörperhaarentfernung

Die Ganzkörperhaarentfernung (auch Ganzkörperenthaarung genannt) ist die vollständige Entfernung aller Körperhaare abwärts des Halses, bei Frauen gehört zudem meist auch die Enthaarung des Gesichts (Oberlippe und Wange) dazu. Sie subsumiert somit alle obigen Arten der Körperhaarentfernung. Die Enthaarung kann wiederum sowohl als Depilation (beispielsweise mittels eines Rasierers als Ganzkörperrasur) als auch durch Epilation, zum Beispiel mit Wachs oder einem Epiliergerät, erfolgen. Eine andere Methode ist die Verwendung einer Enthaarungscreme. Die Ganzkörperhaarentfernung ist inzwischen ein weitverbreitetes Schönheitsideal.[15]

Verbreitung

In einigen Kulturen gilt die Ganzkörperhaarentfernung, vor allem bei Frauen, als selbstverständlich. Dazu zählen Teile Indiens, Afrikas, Brasiliens und viele islamisch geprägte Länder. Im Amazonasgebiet gibt es einige Indianerstämme, bei denen sich Frauen die gesamte Körperbehaarung auszupfen, etwa die Huaorani.[16] In den meisten Regionen wird die Ganzkörperenthaarung jedoch nur von einem Teil der Bevölkerung praktiziert, darunter auch Europa, wo jedoch der Trend seit einigen Jahrzehnten ansteigend ist. In den USA ist die Ganzkörperenthaarung heute sowohl bei Frauen als auch bei Männern weiter verbreitet als in Europa.

Die Armrasur ist in der westlichen Welt noch am wenigsten verbreitet. Die Achselhöhlen-, Bein- und Intimrasur ist dagegen gängiger.

Nasen- und Ohrenhaare werden in der Türkei gerne mit einer kalten Flamme entfernt. In Japan gehört die Entfernung der Gesichtshaare, so auch auf der Stirn und im Nacken zu einem Friseurbesuch mit dazu. Das Zupfen und Epilieren der Augenbrauen ist ebenfalls weitverbreitet.

Kritik

Einige behaarte Körperregionen, so die Scham-, Achselhöhlenbehaarung dienen der Unterstützung der Verdunstung der Duftdrüsen-Sekrete (Pheromone). Die Haarentfernung an diesen Körperstellen kann deshalb die sexuelle Anziehungskraft auf Sexualpartner vermindern, die den Intimgeruch als stimulierend empfinden.

Vollständige Enthaarung in der Leistengegend und am After kann bei der Depilation zu Hautreizungen führen, da der ursprüngliche Friktionsschutz der Körperbehaarung in Hautfalten nicht mehr gegeben ist. Insbesondere Soldaten auf langen Märschen und Läufer können hiervon betroffen sein. Durch eine adäquate Epilation kann dieses Problem jedoch umgangen werden.

Trotz des gesellschaftlichen Drucks entscheiden sich zunehmend Menschen gegen eine Körperhaarentfernung, zum Teil aus Protest.[17][18][19]

Irrtümer

Einfluss auf das Haarwachstum

Von vielen Leuten wird die Meinung vertreten, dass die Haarentfernung zu einem insgesamt stärkeren Wachstum der Haare führt. Dies ist jedoch ein Irrtum,[20] der aus der Tatsache resultiert, dass bei der Rasur die feinen, helleren Haarspitzen abgeschnitten werden und die Haare somit unter Umständen borstiger und dunkler erscheinen. Es nimmt jedoch weder die Anzahl noch die Dicke der Haare zu. Bei der Epilation tritt sogar durch nachwachsende Haare, die immer feiner sowie unscheinbarer sind, der gegenteilige Effekt auf.

Einfluss auf die Hygiene

Ebenfalls ein Irrtum ist die gängige Meinung, enthaarte Körperstellen seien per se hygienischer.[21] Entscheidender sind andere Formen der Körperpflege.[21] So gibt es keine medizinische Notwendigkeit für eine Entfernung der Schambehaarung aus Gründen der Hygiene.[22] Entsprechendes gilt in der Regel auch für andere Körperstellen. Vielmehr können Verletzungen im Rahmen einer nicht optimal oder sachgerecht ausgeführten Körperhaarentfernung als Eintrittspforte für Krankheitserreger fungieren.

Quellen

↑ Nicole Tiedemann: Haar-Kunst: zur Geschichte und Bedeutung eines menschlichen Schmuckstücks. Böhlau, Köln/ Weimar/ Wien 2006, ISBN 3-412-04606-X;Zugleich: Dissertation, Universität Bremen 2005.

↑ Julius Rosenbaum: Geschichte der Lustseuche im Altertume nebst ausführlichen Untersuchungen über den Venus- und Phalluskultus, Bordelle, Νούσος ϑήλεια der Skythen, Paederastie und andere geschlechtliche Ausschweifungen der Alten als Beiträge zur richtigen Erklärung ihrer Schriften dargestellt. 7. Auflage, Barsdorf, Berlin 1904, S. 321–336 (Depilation).

↑ Rasur – Gründe für die Ganzkörperrasur (Memento vom 28. Oktober 2011 im Internet Archive), Viviela – Lifestyle Portal für Beauty & Wellness.

↑ Manfred Dworschak: Körperkultur – Das zweite Gesicht. In: Der Spiegel, 13. Juli 2009.

↑ M. Toerien, S. Wilkinson, P. Choi: Body Hair Removal: The Mundane Production of Normative Femininity Sex Roles. 2005, S. 399–406, doi:10.1007/s11199-005-2682-5.

↑ Lisa Jean Moore, Mary Kosut: The body reader: essential social and cultural readings. NYU Press, 2010.

↑ Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 2, Sp. 1021.

↑ Vgl. auch Gundolf Keil (Hrsg.): Das Lorscher Arzneibuch. (Handschrift Msc. Med. 1 der Staatsbibliothek Bamberg); Band 2: Übersetzung von Ulrich Stoll und Gundolf Keil unter Mitwirkung von Altabt Albert Ohlmeyer. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1989, S. 73 (auf Blatt 37r: Ein Enthaarungsmittel <für Kleopatra von Johannes Furia>.)

↑ M. Kilmer: Genital phobia and depilation. In: Journal of Hellenic Studies. Band 102, 1982, S. 104–112, PMID 16437863

↑ The Hairless Ideal: Women and Their Body Hair Susan A. Basow1 Lafayette College (Memento des Originals vom 16. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pwq.sagepub.com In: Psychology of Women Quarterly, March 1991 Band 15, Nr. 1, S. 83-96 doi:10.1111/j.1471-6402.1991.tb00479.x

↑ Der Lebensmitteltierarzt. Band 2. Deutsche Tierarztliche Wochenschrift, 1951

↑ Rasieren oder Wachsen? Mögliche Methoden der Haarentfernung am Arm (abgerufen unter paradisi.de)

↑ Armrasur (abgerufen unter paradisi.de)

↑ a b Gründe für die Entfernung der Armbehaarung (abgerufen unter paradisi.de)

↑ Manfred Dworschak: Körperkultur – Das zweite Gesicht, Der Spiegel, 13. Juli 2009.

↑ Laura Rival: The attachment of the soul to the body among the Huaorani of Amazonian Ecuador. In: Ethnos. Band 70, Nr. 3, 2005, doi:10.1080/00141840500294300.

↑ Dian Hanson, Eric Kroll (Hrsg.): The New Erotic Photography. Taschen, Hongkong 2007, S. 68

↑ unknown Author: Auch Miley Cyrus macht mit: Trend auf Social Media: Unrasierte junge Frauen feiern ihre Achselhaare im Netz – Video. In: Focus Online. 12. Juni 2015, abgerufen am 16. März 2017. 

↑ Sie rasiert sich seit einem Jahr nicht mehr die Beine – BRAVO. In: bravo.de. 12. Juni 2015, abgerufen am 16. März 2017. 

↑ Yelva L. Lynfield, Peter Macwilliams: Shaving and Hair Growth. In: Journal of Investigative Dermatology. 1970, Band 55, S. 170–172, doi:10.1111/1523-1747.ep12280667.

↑ a b Körperhygiene: Ist Rasieren hygienischer? In: wie-wie.de. Abgerufen am 19. Dezember 2016. 

↑ M. P. Labre: The Brazilian wax: New hairless norm for women? In: Journal of Communication Inquiry. Band 26, S. 113–132, doi:10.1177/0196859902026002001.

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